Umfangreiche Investitionen in Europa zur Unterstützung des Halbleitermarktes: eine detaillierte Analyse

14/08/2025 • 5min

Interview Lorenzo

Air Liquide hat kürzlich eine Investition von mehr als 250 Millionen Euro in Deutschland angekündigt, die größte Investition, die der Konzern jemals in die Halbleiterindustrie in Europa getätigt hat. Das Projekt umfasst den Bau mehrerer hochmoderner Industriegasproduktionsanlagen für einen weltweit führenden Chiphersteller in Dresden, im Herzen des „Silicon Saxony1“, bis zum Jahr 2027. Lorenzo Castrogiovanni, Vice President Electronics Europe, erläutert die Bedeutung dieses Projekts.

Können Sie uns mehr über dieses Projekt und seine Bedeutung für den Konzern erzählen?

Absolut. Dies ist ein Großprojekt für uns und für das europäische Halbleiter-Ökosystem. Wir werden drei große Luftzerlegungsanlagen, zwei Wasserstoffproduktionsanlagen und die gesamte dazugehörige Infrastruktur bauen und betreiben. Ziel ist es, einen der weltweit führenden Akteure der Halbleiterindustrie kontinuierlich mit den für die Herstellung von Elektronikchips erforderlichen Gasen zu versorgen, darunter Stickstoff, Sauerstoff, Wasserstoff, Argon, Helium und CO₂. Dabei geht es um die Lieferung von Gasen höchster Reinheit, mit strengen Qualitätskontrollen und garantierter Liefertreue.

Auch der Standort dieses Projekts ist von entscheidender Bedeutung. Air Liquide ist führender Gaslieferant für die Halbleiterindustrie in Europa, insbesondere in Deutschland und vor allem in der Region Dresden. Seit über 30 Jahren investieren wir in die Unterstützung unserer Kunden in diesem Segment auf dem Kontinent: in Deutschland, aber auch in Frankreich, den Benelux-Ländern und Italien. Wir setzen dort unser gesamtes Portfolio an spezifischen Lösungen ein, um die Anforderungen unserer Kunden aus der Electronics-Branche zu erfüllen. Mit diesem Projekt festigen wir unsere Position als weltweit führender Anbieter auf dem Halbleitermarkt, einem wichtigen Wachstumsmotor für die Gruppe.

Der Halbleitermarkt boomt. Wie hebt sich Air Liquide ab, um dieses Wachstum zu unterstützen?

Tatsächlich wird der weltweite Halbleitermarkt bis 2030 voraussichtlich ein Volumen von 1 Billion US-Dollar erreichen. Um seine Souveränität angesichts globaler Herausforderungen zu stärken, unterstützt Europa, das derzeit rund 10 %2 der weltweiten Halbleiterproduktionskapazität ausmacht, aktiv Investitionen in neue Fabriken. Ziel ist es, den Marktanteil auf 20 % der weltweiten Produktionskapazität zu verdoppeln.

In diesem Zusammenhang ist die Strategie von Air Liquide klar: Wir wollen so nah wie möglich an unseren Kunden sein und sie in ihrer Entwicklung unterstützen. Durch den Bau von Anlagen direkt an den Standorten unserer Kunden, beispielsweise in Dresden, erfüllen wir wesentliche Anforderungen an Zuverlässigkeit, Qualität und Versorgungssicherheit.

Darüber hinaus bieten wir das breiteste Portfolio auf dem Markt, von der Lieferung von Bulk-Gasen über Advanced Materials bis hin zu Verteilungsanlagen und den damit verbundenen Dienstleistungen. Dieser umfassende Ansatz ermöglicht es uns, unseren Kunden Komplettlösungen anzubieten.

Ich muss sagen, dass unsere Stärke nicht nur in unserem einzigartigen Know-how und unserer Flexibilität bei der Reaktion auf die spezifischen Anforderungen dieses anspruchsvollen Sektors liegt, sondern auch in unserer Organisation. Es ist wichtig zu erwähnen, dass Air Liquide über einen Geschäftsbereich verfügt, der sich ausschließlich den Kunden der Halbleiterindustrie in Europa widmet.

Abgesehen von der Höhe der Investition, inwiefern ist dieses Projekt innovativ und umweltfreundlich?

Wir sind davon überzeugt, dass Innovation und nachhaltige Entwicklung sich gegenseitig ergänzen. Die neuen Produktionsanlagen in Dresden werden digitale Technologien, Standardisierung und Modularität kombinieren, um unseren Kunden ein Höchstmaß an Zuverlässigkeit und Lieferqualität zu bieten.

Darüber hinaus wird die Produktion vor Ort den CO2-Fußabdruck durch den Transport drastisch reduzieren, und der Strom für den Betrieb unserer Anlagen soll zu 100 % aus erneuerbaren Quellen stammen. Auf diese Weise helfen wir unseren Kunden, die Technologien der Zukunft zu entwickeln und gleichzeitig ihre eigenen Umweltauswirkungen zu kontrollieren. Dies ist ein perfektes Beispiel für die Umsetzung unseres strategischen Plans ADVANCE, der finanzielle und nichtfinanzielle Leistungen miteinander verbindet.


1 Das „Silicon-Saxony" in Dresden verdankt seinen Namen der hohen Konzentration von Halbleiterfertigungswerken.
2 https://www.europarl.europa.eu/news/en/press-room/20230707IPR02418/semiconductors-meps-adopt-legislation-to-boost-eu-chips-industry
 

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