OVAG nimmt Betrieb mit Wasserstoffbus-Flotte auf

17/04/2025 • 5min

Wasserstoff-Bus OVAG
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Die Oberbergische Verkehrsgesellschaft (OVAG) hat ihre Wasserstoff-Busflotte in Betrieb genommen. Air Liquide unterstützt den Kunden mit einer mobilen Tankstellenlösung und liefert erneuerbaren Wasserstoff aus dem “Trailblazer”.

Gemeinsam mit Vertretern des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, der oberbergischen Politik, Gesellschaftern, Aufsichtsrat und Projektpartnern fällt der Startschuss für die Inbetriebnahme der ersten emissionsfreien Busse in Oberberg. OVAG-Geschäftsführerin Corinna Güllner stellt das neue Fahrzeug vom Typ „Urbino 12 hydrogen“ des polnischen Busherstellers Solaris vor. Währenddessen rollt der Bus geräuschlos und im schmucken Wasserstoff-Design aus der Abstellhalle.

Der Slogan „Null Emissionen, 100% Power“ bringt die neue Technologie auf den Punkt: Der auf dem Fahrzeugdach gespeicherte Wasserstoff wird in eine Brennstoffzelle geleitet, welche den Strom für die Fahrmotoren generiert. Die einzigen Nebenprodukte sind Abwärme und Wasserdampf. Zum Einsatz kommt erneuerbarer Wasserstoff, der mit Windenergie produziert wird.

Landrat Jochen Hagt: „Mit der Inbetriebnahme der 15 ersten Wasserstoffbusse starten wir in eine emissionsfreie Mobilität im Oberbergischen Kreis. Wir machen damit einen ersten großen Schritt für einen nachhaltigen ÖPNV in der Region. Der Kreis als Aufgabenträger und Mehrheitseigentümer der OVAG hat diesen Weg von Anfang an unterstützt und gemeinsam mit der OVAG vorangetrieben.“

Umfangreiche Vorarbeiten und Förderung

Dr. Sven Halldorn, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Digitales und Verkehr: „Mit unserer Förderung sorgen wir für mehr klimafreundliche Busse im ÖPNV und damit für bessere Luft und weniger CO2-Emissionen vor Ort. Die OVAG steht stellvertretend für alle Verkehrsunternehmen, die den Umstieg auf Busse mit elektrischem Antrieb vollziehen und damit eine Vorbildfunktion einnehmen – ich freue mich, dass wir dies mit der Förderrichtlinie des BMDV mit 4,3 Mio. Euro unterstützen können.“

Geschäftsführerin Corinna Güllner: „Ohne die üppige Förderung durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr wäre die Beschaffung der Busse nicht möglich gewesen. Ebenso wichtig war und ist aber auch das Engagement der oberbergischen Politik. Ohne Unterstützung des Oberbergischen Kreises als Aufgabenträger sowie den weiteren Gesellschaftern der OVAG wäre das Projekt nicht umsetzbar gewesen.“ Dazu zählt sowohl der finanzielle Aspekt - immerhin müssen 20 % der Mehrkosten gegenüber der Beschaffung von Dieselbussen sowie die Mehrkosten im laufenden Betrieb gegenüber der bisherigen Dieselflotte durch Eigenmittel gestemmt werden – aber auch das Mittragen der Strategie für einen nachhaltigen ÖPNV im Oberbergischen.

Bis zur Inbetriebnahme waren viele Vorarbeiten notwendig. Angefangen mit einer Machbarkeitsstudie wurden umfangreiche Planungen aufgestellt, Genehmigungen eingeholt, Busse sowie Tankstelle europaweit ausgeschrieben, Dienstpläne angepasst, Mitarbeiter geschult und vieles mehr. Ein besonderer Dank gilt dem hohen Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der OVAG sowie der Unterstützung durch externe Projektpartner und Genehmigungsbehörden.

Was die neuen Busse können

Die Solaris-Wasserstoffbusse werden mit modernen Brennstoffzellen mit einer Gesamtleistung von 70 kW und mit Solaris-High-Power-Traktionsbatterien ausgestattet, um die Brennstoffzelle in Zeiten des Spitzenstrombedarfs zu unterstützen. Der Antrieb der Fahrzeuge erfolgt über einen 160 kW starken elektrischen Zentralmotor. Ein vollgetankter Bus hat eine Reichweite von bis zu 350 Kilometer, auch die Topografie in Oberberg ist für den Solaris Urbino 12 hydrogen kein Problem. „Solaris engagiert sich für nachhaltige und umweltfreundliche Städte. Wir sind sehr stolz, dass die OVAG uns als Partner für die Einführung der Wasserstofftechnologie in ihren öffentlichen Nahverkehr ausgewählt hat. Wasserstoffbusse sind State-of-the-art-Technologie, die dazu beiträgt, die Luftqualität zu verbessern und gleichzeitig eine hohe Flexibilität beim Einsatz sowie höchsten Fahrgastkomfort bietet. Wir haben bereits mehr als 250 Wasserstoffbusse an Omnibusbetriebe in Deutschland ausgeliefert“, sagt Alan Przyłębski, Vertriebsleiter der Solaris Deutschland GmbH.

Mobile Tankstelle in Wipperfürth-Hämmern

Stationiert sind die Busse auf dem Betriebshof in Wipperfürth-Hämmern. Die Betankung der Busse erfolgt in der Anfangsphase über eine mobile Tankstellenlösung des französischen Gase-Hersteller Air Liquide. Hierbei wird der Wasserstoff in Trailern angeliefert und über eine Umfülltafel direkt aus dem Trailer in den Bus gefüllt.

Oliver Meier, Director Hydrogen Energy Central Europe: „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir die OVAG bei ihrem Einstieg in die emissionsfreie Mobilität unterstützen können, indem wir Erneuerbaren Wasserstoff zum Betrieb der Busse liefern. Den benötigten Wasserstoff produzieren wir unter Einsatz von regenerativem Strom in unserer PEM-Elektrolyse-Anlage in Oberhausen, die seit Mitte 2024 in Betrieb ist und die seit Kurzem auch die Zertifizierung gemäß des ISCC-Zertifizierungsschemas erhalten hat. Die Betankung über die Umfülltafel ist dabei eine kostengünstige Möglichkeit, um die Zeit bis zur Inbetriebnahme einer stationären Tankstelle zu überbrücken." 

Die Errichtung einer stationären Wasserstofftankstelle befindet sich bereits in Vorbereitung. Diese soll voraussichtlich im Jahr 2026 in Betrieb genommen werden. Mit dieser wird es möglich sein, künftig die gesamte Busflotte am Standort Wipperfürth-Hämmern mit Wasserstoff zu betanken.

Jungfernfahrt und sukzessives Ausrollen

Die erste offizielle Jungfernfahrt im Linienbetrieb ist die heutige Fahrt der Linie 336 ab 12:41 Uhr vom Wipperfürther Busbahnhof nach Gummersbach. Die insgesamt 15 neuen Busse werden über die nächsten Wochen sukzessive in den Regelbetrieb gehen. Weitere Informationen zu den Wasserstoffbussen finden Sie unter ovaginfo.de/zukunft.

Förderprogramm des BMDV

Die Beschaffung der Fahrzeuge wird im Rahmen der „Richtlinie zur Förderung von Bussen mit alternativen Antrieben im Personenverkehr“ mit insgesamt 4,3 Mio. Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert. Fördermittel dieser Maßnahme werden auch im Rahmen des Deutschen Aufbau- und Resilienzplans (DARP) über die europäischen Aufbau- und Resilienzfazilitäten (ARF) im Programm NextGenerationEU bereitgestellt. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt. 

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