Die Air Liquide Stiftung (Air Liquide Foundation) hat einer weiteren Initiative grünes Licht für eine Förderung in Höhe von 15.000 Euro gegeben. Ideengeberinnen und Unterstützerinnen sind Lucia Sainz de Mier, Vice President HR Cluster Central Europe und Natalia Anjaparidze, Vice President Communications E&C, LI, Europe Industries Hub. Zwei Frauen, die Frauen aus der Ukraine helfen möchten - mit einem zielgerichteten, professionellen und bewährten Mentoringprogramm.

Ja, es sind bekanntlich hauptsächlich Frauen (mit und ohne ihre Kinder), die die Ukraine nach dem Kriegsausbruch verlassen haben. Manche von ihnen flohen wirklich Hals über Kopf - sie ließen nicht nur Verwandte und Freunde zurück, sondern auch ihr berufliches Umfeld. 

Viele von ihnen sind gut ausgebildet: Ärztinnen, Lehrerinnen, Rechtsanwältinnen. Plötzlich ist alles ‘weg’. Die Möglichkeit, eigenes Geld zu verdienen. Die berufliche Anerkennung und Wertschätzung. Die Perspektive, sich beruflich sinnvoll weiterzuentwickeln - um später einmal in die Heimat zurückkehren zu können oder einen Neuanfang wo und wie auch immer zu wagen. 

Viele Fragen - für ein neues Leben

Natalia Anjaparidze hörte vor ein paar Wochen von Iryna Rubis. Diese löste ihr Versprechen ein, die Karrierewünsche anderer inmitten der russischen Invasion in der Ukraine zu unterstützen. Iryna ist Geschäftsführerin von Biasless, einer Organisation, die sich der Sensibilisierung für Menschenrechtsverletzungen und Menschenrechte widmet. Natalia: “Eine engagierte Frau, die in den letzten Monaten ein Netzwerk gründete von und für berufstätige Frauen, die aus ihrem Heimatland geflohen sind. Was sie suchte, waren starke Partner. Und vor allem Frauen, die Ukrainerinnen als Mentorin unterstützen.”

Das Projekt “Pislyazavtra”  (übersetzt aus dem Ukrainischen:"Übermorgen") bringt ukrainische Frauen mit in Europa ansässigen weiblichen Führungskräften zusammen, um die wirtschaftliche Integration der berufstätigen Frauen durch Mentoring zu unterstützen. 

Die Zielgruppen sind insbesondere Frauen (24 bis 45 Jahre alt, Unternehmerinnen, mittlere und höhere Führungskräfte, unabhängige Entscheidungsträgerinnen), aber auch Jugendliche. 

"Unser Team arbeitet seit März 2022 sechs Monate lang ehrenamtlich an der Mentoring-Initiative. Wir haben fast 250 ukrainische Frauen befragt, um den Bedarf an Mentoring und wirtschaftlicher Integration zu ermitteln. Durch die Zusammenarbeit mit "Generation CEO" und der Frauenvereinigung "European Women on Boards" konnten wir 70 Mentoren gewinnen und sie mit 70 Mentees zusammenbringen.  

Wir haben eine Facebook-Gruppe ins Leben gerufen, in der alle Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten für das Segment der berufstätigen Frauen gesammelt werden. Das Projekt hat uns viel gebracht und wir wollten es fortsetzen. Dank der Motivation, sich bei der Air Liquide Foundation um eine Finanzierung zu bewerben und der Unterstützung von Natalia Anjaparidze erhielt unser Projekt zusätzliche Energie, um die Anfragen für Mentoring zu beschleunigen. Unser Ziel ist es, die Zahl unserer Erfolgsgeschichten bis April 2023 auf 120 zu erhöhen", so Iryna Rubis, Geschäftsführerin von Biasless

Lucía Sainz de Mier war sofort Feuer und Flamme für das Thema - sie ist offizielle Sponsorin des Projekts und hat uns ein paar Fragen beantwortet.

Um gleich mit einem Vorurteil anzufangen: Brauchen Frauen die Unterstützung anderer Frauen? Und warum gerade die Ukrainerinnen?

Lucía Sainz de Mier: “Der schreckliche Krieg in der Ukraine hat nicht nur Leben zerstört, ganze Familien ausgelöscht und unfassbares Leid gebracht. Er hat auch die berufliche Entwicklung geflüchteter Frauen aus der Ukraine vollkommen aus der Bahn geworfen. 

Natalia und ich - wir sind beide berufstätig. In verantwortungsvollen Positionen in einem großen Unternehmen. Ja, wir als Frauen können nachempfinden, wie perspektivlos, unsicher und alleine sich viele Ukrainerinnen fühlen. Das Mentoringprogramm von Irina hat uns begeistert. Hier können wir uns direkt einbringen…”

Direkt einbringen heißt genau wie? Was macht die Organisation  für die Frauen?

“Sie werden beraten: Welche kulturellen Unterschiede gibt es beispielsweise? Wie kann man sich berufliche Qualifikationen anerkennen lassen? Wie kann man sich selbständig machen? 

Wer Mentorin ist, gibt sein Wissen, seine Erfahrungen und seine Kontakte weiter. Es gibt schon sehr schöne Beispiele, wie manche Frauen den Schritt in die Selbständigkeit gewagt haben. Oder beruflich wieder in einer guten Position an ihre Erfahrungen aufsetzen und sich weiterentwickeln konnten. Die Air Liquide Stiftung unterstützt finanziell - das ist außerordentlich hilfreich.”