Strand

Das fast 230 Hektar große, idyllisch gelegene Gewässer westlich von Cottbus, nahe der A13, entstand aus dem Restloch eines Braunkohletagebaus in der Lausitz. Zwischen 1999 und 2011 wurde es durch Spreewasser gefüllt. Aber leider versauert das Wasser nach und nach. Schlecht für Flora und Fauna. Wenn also ein neues Naturparadies entstehen sollte, muss an der Wasserqualität gearbeitet werden. Ein typischer Anwendungsfall für winzige Moleküle, die Air Liquide häufig im Wasser zum Einsatz bringt.

Neues Leben im See? Als Geburtshelfer sieht sich der Wasserexperte von Air Liquide nicht und lacht:

Aber wir sorgen mit Ideen, Technik und Molekülen dafür, dass die Wassergüte stabilisiert und verbessert wird.

Sauer ist nicht immer lustig

Ein weit verbreitetes Problem, insbesondere in der Lausitz: Beim Freilegen der Braunkohle wird eine Menge Erdreich bewegt. Dabei werden Stoffe wie Pyrit an die Oberfläche gebracht, die teilweise jahrhundertelang in der Erde schlummerten. Sie kommen nun erstmals wieder mit Sauerstoff in Kontakt und verwittern. In der Folge können sich Eisen- und Sulfat-Ionen bilden, die -  in Wasser gelöst - zur Versauerung der Tagebauseen führen.

Große Mengen von Kalk wurden daher anfänglich in die Gewässer geleitet, um zu neutralisieren. Ingo Rehwald:

Ein Fass ohne Boden, da immer wieder saures Wasser aus dem Erdreich in die Seen nachströmt.

Stabilisierung der Wassergüte

Die GFI Grundwasser-Consulting-Institut GmbH Dresden hatte schließlich die Idee, dieses Problem im Lausitzer Braunkohlerevier auf eine umweltschonendere und nachhaltigere Art und Weise anzugehen. Und präsentierte den Experten des zuständigen Bergbausanierers LMBV (Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungs GmbH) eine andere Lösung: die Anwendung von Kalk und Kohlendioxid (CO2).

Nach dem Eintrag von fast 3.000 Tonnen reinen Kalk in Phase 1 offerierten die Experten in einem zweiten Schritt durch die kombinierte Zugabe von Kohlendioxid und Kalk eine im wahrsten Sinne des Wortes nachhaltige Wirkung.

Natürliche Wasserchemie mit Kalk und Kohlendioxid

Frisches Leben

Ingo Rehwald erklärt:

Dafür wird Seewasser angesaugt. Die Zumischung von Kohlendioxid erfolgt sodann in einem statischen Mischer. Diesen Bicone-Mischer haben wir von Air Liquide für solche Anwendungen entwickelt. Im anschließenden Reaktionsbehälter, der am GFI entwickelt wurde, werden das gelöste Kohlendioxid und der Kalk zusammengeführt. Es bilden sich sogenannte Hydrogencarbonate, die sehr gut wasserlöslich sind. Schließlich wird per Rohrleitung dieses Gemisch in den See zurückgespeist. Das Seewasser wird damit behutsam aufgehärtet, die  Pufferkapazität hält für längere Zeit vor. Der nunmehr gelöste Kalk sinkt nicht einfach zu Boden.

Einmal pro Jahr muss diese Prozedur am Drehnaer See durchgeführt werden. Rund 2 Monate dauert das Ganze dann. Und ist eine echte Mammutaufgabe. Rund 1.300 Tonnen Kalk und 500 Tonnen hochwertiges, technisches CO2 werden benötigt, um das Seewasser für die nachfolgenden 10 Monate zu stabilisieren. Große Mengen. Aber das Ganze lohnt sich.

AL Tank und LKW

Der pH-Wert des Wassers hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert und liegt stabil im neutralen Bereich. Sichtlich erkennbar ist der Erfolg daran, dass die Natur sich neu einrichtet und schon wieder erste Wasserpflanzen wachsen.

Wenn ein zu stark ansteigender Wasserstand des Drehnaer Sees dies erfordert, kann jetzt ohne Gefahr für die Umwelt jederzeit auch wieder Wasser in das nahe gelegene Flüsschen Schrake abgeleitet werden. Damit wird der Wasserspiegel im See kontrolliert - und die nahe gelegene Ortschaft Fürstlich Drehna bleibt sicher auf dem Trockenen.

Übrigens: das hier eingesetzte Kohlendioxid wurde in einer großen Chemieanlage dem dort im Produktionsprozess entstehenden Abgas entnommen und gereinigt. Der Einsatz am Drehnaer See entlastet damit auch messbar die Ökobilanz - und im Karbonat gebunden ist das CO2-Molekül sogar ein wirksamer Helfer für eine bessere Umwelt.