Wie begegnen wir den zunehmenden Kundenanforderungen? Dies war Leitthema des ersten Vortrages zum Thema „Lean Management”, den Prof. Dr. Frank Balsliemke von der Hochschule Osnabrück präsentierte.
Das Lean Management wird von mehr und mehr Unternehmen als geeigneter Ansatz verstanden, um flexibler auf Kundenwünsche reagieren und im Spannungsfeld zwischen Einkauf und Vertrieb bestehen zu können,
so Prof. Dr. Frank Balsliemke von der Hochschule Osnabrück. Lean Management ist die flexible sowie kunden- und mitarbeiterorientierte Erstellung von Produkten und Dienstleistungen bei niedrigen Kosten. Ziel ist es, Werte zu schaffen ohne Verschwendung und mit 100 % Wertschöpfung. Zu erreichen ist dies in täglichen Verbesserungen in kleinen Schritten und möglichst ohne Verschwendung dank geringer Bestände. Balsliemke stellte die Ergebnisse der Studie der Hochschule Osnabrück zu diesem Thema vor. Fazit: Traditionelle Strukturen werden als größtes Hindernis für einen größeren Fortschritt gesehen. Als wichtigstes Ziel sahen die 60 befragten mittelständischen Unternehmen eine Verbesserung der Qualität. Es folgten einige konkrete Ansatzpunkte und Tipps, wie man Widerständen bei der Umsetzung begegnen.
Die Klimaschutzforderungen an die Industrie thematisierte Olaf Kebschul von Enable Energy Solutions. Er gab einen Einblick in die „Niedertemperaturfabrik in der Lebensmittelindustrie“. Fakt ist: ca. 60 – 70 % der ungenutzten Abwärme in der Industrie sind nicht in Form von Dampf nutzbar zu machen. Eine Hürde dabei ist, dass für die Erschließung der Abwärmequellen in der Regel neue Heißwasserinfrastrukturen im Unternehmen installiert werden müssen. Dabei bietet die Ernährungsindustrie mit Abstand die größten Ausbaupotentiale in der KWK Wärmeerzeugung. Kebschul machte die Teilnehmer auch auf die neue Effizienz- und Erneuerbare Energien Prozesswärmeförderkulisse des BMWI aufmerksam. Vom Bundesministerium können Investitionszuschüsse von 30 - 55 % beantragt werden. Resümee seines Vortrags: Die klima- und ressourcenschutzorientierte Gestaltung von Produktionsprozessen und Energieinfrastrukturen ist entscheidend für die Erreichung der gesteckten Klimaschutzziele. Hier ist ein Umdenken notwendig, damit die traditionellen Dampfinfrastrukturen nicht länger die Niedertemperatur- und Effizienzpotentiale in den Produktionsprozessen blockieren.
Einen großen Trend in der Lebensmittelindustrie griff Dr. Volker Lammers vom Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) auf: Fleischersatzprodukte erfreuen sich bei den Verbrauchern zunehmender Beliebtheit. Die Prozesse für die Verarbeitung durchleuchtete er in seinem Vortrag zum Thema „Verarbeitungstechnologien zur Herstellung von Fleischersatzprodukten auf Basis pflanzlicher Proteine.“ Er stellte das Verfahren der Nassextrusion (High Moisture Extrusion, HME) vor, mittels derer Fleischersatzprodukte mit faseriger, fleischartiger Struktur erstellt werden können. Basis bilden hier pflanzliche Proteine wie Soja, Erbsen, Bohnen oder eine Mischung aus diesen mit einem Proteingehalt von mehr als 50 % bezogen auf die Trockenmasse. Das fertige Produkt hat einen Proteingehalt von 20 – 30 % mit einem Wassergehalt von bis zu 70 %. Produktstruktur und Farbe kann mittels der Proteinquelle, dem Wassergehalt und der Salzzugabe beeinflusst werden. Die gute Beständigkeit bei Frost-Tau-Vorgängen und beim Kochen ermöglicht viele Anwendungsfelder. Die Teilnehmer erhielten Einblicke in die detaillierten Studien vom DIL zur weiteren Prozessoptimierung.
Die Vortragsreihe zu innovativen Verfahrensprozessen wurde von Theresa Lohe von Coppenrath & Wiese mit dem Thema „Allergenmanagement“ abgeschlossen. Sehr prägnant veranschaulichte sie, wie stark die Zahl an Meldungen in Bezug auf Lebensmittelallergene in der Europäischen Union seit 2004 angestiegen sind – von lediglich 10 auf über 160 Meldungen pro Jahr. Ein Allergenmanagement ist von großer Bedeutung aus mehreren Gründen: Zum einen müssen die rechtlichen Anforderungen eingehalten werden, um Rückrufe zu verhindern. Zum anderen verlangen auch die Kundenanforderungen eine ganz genaue Kennzeichnung und den weitgehenden Verzicht auf Allergene. Und nicht zuletzt kann ein optimiertes Allergenmanagement auch einen Wettbewerbsvorteil und die Erschließung neuer Zielgruppen bedeuten.
Zur guter Letzt lud die Keynote von Dr. Dag Piper die Teilnehmer dazu ein, die Welt mit anderen Augen zu sehen: „Mein Ziel ist es, dass sie nach meinem Vortrag die Welt mit anderen Augen sehen und die gewonnenen Ideen und Eindrücke in Ihrem Unternehmen umsetzen wollen,“ so der Experte für Konsumenten- und Trendforschung. Er beleuchtete die Digitalisierung von Nokia bis Alexa und warf einen Blick auf Kunden der Generation Y/Z/@. Der Einblick war für die Teilnehmer eine gelungene Inspiration und rundete das Programm ab.
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Copyright: Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Lebensmitteltechnik erschienen.