Der Kostendruck aufgrund steigender Energie- und Rohstoffpreise ist auch in der Lebensmittelindustrie spürbar. Wie kann die Lebensmittelindustrie diese Herausforderungen am Besten bewältigen?
AR: “Indem man die Produktionsprozesse effizienter gestaltet. Das bedeutet für die Produktion, dass der Grad der Automatisierung in der Prozessabfolge höher werden muss. So kann der Output bei gleichem oder sogar geringerem Aufwand mehr werden.”
Warum ist es denn häufig so schwer, die Prozesse in der Lebensmittelindustrie zu automatisieren?
AR: “Das hat verschiedene Ursachen. In der Regel haben wir es jedoch mit natürlich gewachsenen Rohstoffen zu tun, die keine genau definierte Form - wie beispielsweise Motorenteile in der Automobilindustrie - haben. Hinzu kommen die unterschiedlichen Bedingungen beim Produzenten. Die Produkte sind häufig heiß, fettig, oberflächenfeucht und/oder biegeschlaff. All diese Eigenschaften erschweren die Automatisierung.”
Was können kryogene Gase die Automatisierung in der Lebensmittelverarbeitung unterstützen? Welche Technologien gibt es?
AR: “Mit kryogenen Gasen - also besonders tiefen Temperaturen - kann man sehr effizient und schnell Produkte kühlen oder einfrieren. So kann man beispielsweise gegarte und marinierte Steaks an der Oberfläche anfrieren, damit man diese automatisch greifen kann, ohne dass es zu Störungen kommt. Ein anderes Beispiel sind besonders klebrige Produkte. Diese werden angefroren, damit sie einfacher automatisch verwogen und verpackt werden können. Hierfür haben wir verschiedene Technologien im Portfolio, vom Standardfroster bis hin zu kundenindividuellen Lösungen, die die Produktionsprozesse straffen können.”
Und wie werden solche Projekte abgewickelt?
AR: “Prozesstechnik, Gaseanwendung und Kunde arbeiten hier Hand an Hand. Wir setzen uns in der Regel dazu mit dem Kunden und den beteiligten Maschinenbauern an einen Tisch und überlegen ein gemeinsames Konzept, wie die individuelle Automatisierungslösung aussehen könnte. Sobald das Konzept feststeht, erfolgt eine Machbarkeitsstudie, bei der wir Versuche in unserem Technikum durchführen und die Wirtschaftlichkeit des Projekts sicherstellen. Wenn alle technischen und wirtschaftlichen Komponenten stimmen, beginnen wir mit der Umsetzung.”
Effiziente Prozesse sind auch das Thema des diesjährigen food clubs von Air Liquide und schülke. Unter dem Motto "Prozesse nach Geschmack" geht es am 12. September 2019 einen Tag lang um innovative Ansätze und neue Standards in der Lebensmittelindustrie - mit namhaften Sprechern und ausreichend Zeit zum Netzwerken und Austauschen. Die Veranstaltung ist kostenlos. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.