EU unterstützt innovative Dekarbonisierung der Kalkindustrie

15/08/2023 • 5min

EU unterstützt innovative Dekarbonisierung der Kalkindustrie

Das größte Kalkwerk Europas, das Werk Flandersbach der Lhoist Germany Rheinkalk GmbH in Wülfrath, soll durch den EU-Innovationsfonds in Millionenhöhe gefördert werden. Mit Hilfe des Fonds soll das Projekt „EVEREST" zur klimaneutralen Kalkproduktion verwirklicht werden, das in seiner geplanten Größenordnung bisher einmalig ist. Lhoist Germany prüft derzeit gemeinsam mit ihrer Projektpartnerin Air Liquide die Umsetzung einer großindustriellen Anlage zur Abscheidung von Kohlendioxid. Mehr als eine Million Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr könnte zukünftig vermieden werden.

Kalk als mineralischer Grundstoff ist unverzichtbar in vielen etablierten und neuen industriellen Wertschöpfungsketten wie z. B. der Stahlherstellung, Rauchgasbehandlung, Herstellung von Batteriematerialien, aber auch in der Wasseraufbereitung und Landwirtschaft. Bei der Kalkherstellung entstehen große Mengen an CO2, die aufgrund der chemischen Prozesse zu zwei Dritteln nicht vermeidbar sind. Mit dem geplanten „EVEREST“ Projekt sollen diese CO2-Emissionen aufgefangen und langfristig in CO2-Lagerstätten in der Nordsee gespeichert werden. Der Prozess wird als Carbon Capture and Storage (CCS) bezeichnet.

„Es ist ein toller Erfolg, dass wir mit unserem Projekt die Chance einer Förderung erhalten. So kommen wir der klimaneutralen Kalkproduktion im größten Kalkwerk Europas einen wichtigen Schritt näher“, sagt Thomas Perterer, Geschäftsführer der Lhoist Germany Rheinkalk GmbH. „Als Mitunterzeichner des „Industriepakts für Klimaneutralität und Wettbewerbsfähigkeit“ mit der Landesregierung NRW können wir nun unsere Bemühungen zur Reduzierung des CO2 -Fußabdrucks von Kalkprodukten verstärken und neue Maßstäbe in der Branche setzen”.

„Wir freuen uns sehr über diesen Erfolg unseres Partners Lhoist. Gemeinsam können wir einen weiteren wichtigen technologischen Beitrag zur Dekarbonisierung der Industrie in Nordrhein-Westfalen leisten“, ergänzt Gilles le Van, Vice President Large Industries und Energy Transition für Air Liquide Central Europe.

Planung für Abscheidungsanlage zur Dekarbonisierung schreitet voran

Lhoist Germany wird nun in die detaillierte Planung einsteigen, um eine Entscheidungsgrundlage für eine mögliche Investition in eine großtechnische Anlage zur Abscheidung des bei der Kalkproduktion am Standort Wülfrath anfallenden Kohlendioxids zu erarbeiten.

Zwei innovative technische Ansätze werden parallel verfolgt, um Kalk klimaneutral zu produzieren: Zum einen soll ein Teil der aktuellen Ofenflotte mit einer Abscheideanlage für CO2 ausgestattet werden, zum anderen einige ältere Öfen durch solche mit einer neuen Brenntechnologie für Kalkstein und einer adaptierten CO2-Abscheidung ersetzt werden. Die erfolgreiche Demonstration der großtechnischen Realisierung beider Wege könnte die Dekarbonisierung der Kalkindustrie beschleunigen.

Hierfür greift das Unternehmen auf die langjährige Erfahrung von Air Liquide zurück. Mit bereits in anderen Industrien bewährten Technologien kann das CO2 aus dem Kalkstein eingefangen, verflüssigt und über Schiene und Schiff oder leitungsgebundene Transportinfrastruktur weitertransportiert werden.

Der Förderbescheid der EU-Kommission wäre ein Meilenstein für das Unternehmen in Richtung klimaneutraler Produktion und ein wichtiges Signal für die erfolgreiche Transformation der Industrieunternehmen in Nordrhein-Westfalen und Deutschland. Nach der erfolgreichen Vorauswahl wird eine Entscheidung der Kommission über die Förderung für Ende 2023 erwartet.

EU fördert innovative Technologien

Der EU-Innovationsfonds hat zum Ziel, innovative Lösungen zur Dekarbonisierung der europäischen Industrie zu fördern, diese erfolgreich auf den Markt zu bringen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu begünstigen. Im Rahmen des Vergabeverfahrens können Unternehmen Vorschläge für Großprojekte einreichen, die Lösungen zur Dekarbonisierung industrieller Prozesse in Europa vorsehen. Im Anschluss werden die Projekte durch ein Expertengremium auf ihre Förderfähigkeit unter anderem nach Auswahlkriterien wie Wirksamkeit der Vermeidung von Treibhausgasemissionen, Innovationsgrad oder Kosteneffizienz geprüft und bewertet.

Derzeit hat das Projekt „EVEREST“ neben sechs weiteren Großprojekten in Deutschland erfolgreich die Vorauswahl bestanden. Insgesamt wurden in dem Vorauswahlverfahren 41 Projekte aus 15 EU-Ländern aus allen Industriebereichen mit einem Fördervolumen von rund 3,6 Milliarden Euro bestimmt. 293 Projekte hatten sich um die Förderung beworben.

Für die Lhoist Gruppe ist die erfolgreiche Bewerbung der Rheinkalk GmbH für das „EVEREST“ Projekt Teil ihrer globalen Nachhaltigkeitsstrategie. Zurzeit verfolgt die Lhoist Gruppe zwei weitere Projekte, die vom EU-Innovationsfonds gefördert werden: „CalCC“ für die CO2 Abscheidung im größten Kalkwerk Frankreichs und „CO2ncrEAT“, ein Projekt in Belgien zur Nutzung von CO2 aus der Kalkproduktion für die Herstellung von Betonbauteilen.
 

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